Freitag, 2. Oktober 2009

Stippvisite in Violett

Anstatt es mir gestern beim zweiten Spieltag der UEFA Euro-League auf der Couch gemütlich zu machen und auf Sky zwischen den Optionen zu zappen, verschlug es mich auf den Favoritner Verteilerkreis ins Franz-Horr-Stadion, Heimstätte der Wiener Austria. Gegner war der Club der Urlauberinsel Madeira, CD National Funchal. Ein Pflichtsieg sollte es schon sein, gilt Funchal doch als der schwächste Gegner in der Gruppe - und will die Austria auch im Frühjahr noch international dabei sein, dann muss sie gegen dieses Team sechs Punkte holen.

Hinein ins Stadion auf die West-Tribüne (dies war die Fankurve der Hardcore-Fans, ehe die Osttribüne 2rangig neu erbaut wurde). Der erste Tiefschlag: die Tante an der Kante konnte eine Burenwurst von einem Debreziner nicht unterscheiden - und das, nachdem die Käsekrainer nicht verfügbar waren. Der zweite Tiefschlag: über die gesamte Tribünenlänge war ein schwarzes Netz gezogen (aus Angst vor wem? die Ultras waren auf der anderen Seite!) und die Sicht entsprechend wie durch eine Netz-Strumpfhose. Das ging ja schon mal gut los.

Und die Fans liessen mich auch nicht im Stich. Nach einer gelben Karte für den afrikanischen Austria-Stürmer Momo Diabang wegen einer Schwalbe in der zweiten Minute skandierte das Stadion "Hängt's ihn auf die schwarze Sau" - na wen denn nun, den französischen Schiedsrichter (der in Gelb unterwegs war) oder . . . (na wir werden wohl nicht rassistisch sein). Weiteres Highlight einiger treuer Anhänger: "Scheiß Portugiesen" - als ob irgendjemand der gesamten Delegation der Gästemannschaft auch nur ein einziges Wörtchen Deutsch sprechen würde. Derartige Schmähgesänge sind der Grund, weshalb ich meine Stadionbesuche in Grenzen halte. Fairerweise gesagt handelt es sich dabei aber glücklicherweise in der Regel um die Minderheit.

Das Spiel selbst war meines Erachtens recht mau. Die Austria bemühte sich, es fehlten jedoch die spielerischen Mittel. Kapitän Acimovic hatte keinen guten Tag, die Stürmer Diabang und Jun gewannen so gut wie keinen Zweikampf. Absolut ernüchternd war die Leistung der Aussenverteidiger Ortlechner und Standfest. Was solche Spieler in einer Europacupmannschaft verloren haben, ist mir ein Rätsel. Einzig die jungen wie Dragovic, Baumgartlinger und Junuzovic gaben ein Versprechen für die Zukunft ab. Kurzum: qualitativ ist der Kader für diese Europa-Cup-Saison zu schwach - da schmerzt der Ausfall von Rubin Okotie doch mehr als gewaltig. Auch fehlte mir das Kratzen und Beissen, wenn es schon nicht über das spielerische geht. Und Tempofussball wurde erst nach einem 70minütigen Schläferstündchen geboten - als es dann doch zu spät war.

In drei Wochen bei der letzten Chance gegen Bremen werde ich den Veilchen nochmals genau auf die Beine sehen. Mit einer Leistung wie gestern darf sich die violette Fangemeinde jedoch nichts erwarten. Die Enttäuschung wäre zu groß.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen