Freitag, 30. Oktober 2009

tipp3-Bundesliga: Drittelanalyse

13 Runden sind nun in Österreichs höchster Spielklasse absolviert. Fast schon zu spät für eine Analyse des ersten Saisondrittels. Weil die Zeit jedoch die Tugend hat, zu vergehen, ohne dass man es bemerkt, mache ich nun meine Drittel+1-Analyse.

Titelkampf

Es ist keine grosse Überraschung, dass sich die vier Europacup-Vertreter Salzburg, Sturm, Rapid und Austria vorne abgesetzt haben. Bei Salzburg und Rapid (trotz der Abgänge Hoffer & Maierhofer) war davon auszugehen, dass sie oben mitspielen. Die Austria war aufgrund der unzähligen Zugänge im Sommer ein leichtes Fragezeichen, die (zwar nicht immer spielerisch) positiv überraschten. Noch mehr überrascht Sturm Graz, jedoch spielen die bereits seit längerer Zeit am oberen Limit und ist ein Absturz oder eine Formkrise im Laufe dieser Saison (wie fast schon traditionell üblich) zu befürchten.

Ein Problem, dass im Land der Raunzer üblicherweise schnell angesprochen wird, jedoch heuer aufgrund der Euphorie verbal beerdigt wurde, ist die Doppelbelastung. Vor allem bei Sturm Graz, aber auch bei den anderen drei Teams ist der Kraftverschleiss zu erkennen. Die Younsters Beichler und Jantscher spielen (trotz ihrer laufenden Tore) nicht mehr auf dem Niveau wie noch zu Beginn der Saison oder zu Ende der letzten Spielzeit. Sie wirken überspielt und bräuchten dringend mal 1-2 Spiele Pause. Ein ähnliches Bild ist bei Rapid zu sehen, wo Pehlivan und Drazan nicht mehr an die Leistungen vom ersten Saisonviertel anknüpfen können. Die Niederlage in Tel Aviv war ein zusätzlicher Motivationsdämpfer.

Von Red Bull Salzburg ist man das lustlose Gespiele wie in den letzten beiden Spielen ja gewöhnt. Hier hat man den Anschein, dass auf das Tagesgeschäft Bundesliga kein Wert gelegt wird und die Konzentration der Spieler lediglich beim Europa-Cup liegt - ein gefährliches Unterfangen.

Meine subjektive Prognose für den weiteren Verlauf: Salzburg und Rapid kämpfen um den Meistertitel. Sollte Rapid nicht im Europacup überwintern können, werden sie die besseren Karten aufgrund der weggefallenen Doppelbelastung haben. Die Wiener Austria ist der Joker in diesem Kartenspiel. Wie ein Überraschungsei weiß man nicht, was drinnen steckt. Sturm sehe ich nur im Kampf um einen Europacup-Platz - für ganz vorne fehlt die Qualität auf der Bank.

Niemandsland

Dieser Bereich wird kurz abgedeckt, da hier keine grossen Überraschungen aufscheinen und auch keine Sprünge nach oben oder unten zu erwarten sind. Im gesicherten Niemandsland (man könnte auch Oberösterreich sagen) werden auch heuer wieder Ried und der LASK sein.

Abstiegskampf

Mattersburg? Abstieg? Hallo? Ja! So gut Mattersburg in die Saison gestartet ist und so gut auch ihr derzeitiger Tabellenplatz auch ist. Für mich zählt der SVM weiterhin zum Kreis der abstiegsgefährdeten Mannschaften. Der Trumpf zu Saisonbeginn war die Flügelzange Atan und Spuller. Ronald Spuller, 28jähriger Spätstarter, den ich zu Landesligazeiten noch persönlich kennengelernt habe, erweist sich als Nachfolger von Christian Fuchs - wenn auch nicht auf dessem Niveau. In den letzten Spielen wartete auf ihn jedoch die Bank und Mattersburg verlor. Sollte in dieser Flügelzange nicht Kontinuität einkehren, kann es für die Burgenländer rasch nach unten gehen. Der Rest des Kaders ist Bundesligadurschschnitt und ein Michael Mörz Lichtjahre von seinen Leistungen zu Kühbauer-Zeiten entfernt.

Ein weiteres Sorgenkind aus meiner Region ist der neue Magna Wiener Neustadt. Ein Verein, der wie eine Retorte riecht, spielt und daher wohl einfach eine ist. Bei allem Bemühen findet der SC Magna in Wiener Neustadt keine Akzeptanz. Der Kader ist ein Haufen Anonymer ohne richtige Typen, ohne Identifikationsfiguren, die dem Verein in der Region weiterhelfen könnten. Was man in Neustadt jedoch noch nicht gecheckt hat: der Verein braucht eine Fanbasis, die im Abstiegskampf hinter der Mannschaft stehen, einer jungen Truppe, die das Selbstvertrauen so schnell verliert wie Britney ihren String. Die Neustädter Fans aber, bei allen Erinnerungen in denen sie von den damaligen Staatsliga, 2. Divison und Regionalliga-Zeiten träumen, brauchen Identifikationsfiguren aus der Region - einen Anhaltspunkt. Z.b. einen Christian Fuchs oder Cem Atan, die beide noch beim "alten" SC Wiener Neustadt ausgebildet wurden. Hierfür fehlt kurzfristig jegliches Interesse des Vereins, aktiv zu werden.

Ganz unten stehen dann Kapfenberg und Kärnten. Bei beiden hat man es erwarten müssen. Kapfenberg spielte bereits letztes Jahr über ihrem Limit. Trotz Fukal und Heinz werden sie auch heuer keine Primgeiger mehr werden. Bei Kärnten sehe ich nach aktueller Lage schwarz. Die Mannschaft ist zu jung und überfordert, sie haben keine Arrivierten, die einen Abstiegskampf kennen. Dazu die ewigen Gerüchte betreffend Auflösung, dem Vertrauensentzug der Stadt usw. Wiewohl ich Frenkie Schinkels für einen der besten Trainer in Österreich halte, hat er mit diesem Kader wenige Chancen auf den Klassenerhalt. Somit wäre nur eine Auffrischung im Winter mit neuen Spielern möglich, doch wo kein Geld, da keine Spieler. Wenn Kärnten nicht bereits im Laufe der Saison der Saft ausgeht, befürchte ich spätestens im Sommer den Exodus.

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