Sonntag, 4. Oktober 2009

Prager Frühling im Linzer Herbst

Ich nahm mir gestern erstmalig in der neuen tipp3-Bundesliga-Saison die Zeit, mir den LASK Linz in voller Länge gegen Ried anzusehen. Es wurde ja vom neuen Traum-Dreieck Prager, Wallner, Mayrleb viel gesprochen und geschrieben. Mein Eindruck beim 2:2-Heimspiel gleicht sich wohl mit einigen Experten - wobei ich ein anderes Triumvirat im Blickpunkt habe.

Das Um und Auf der "neuen" Linzer Mannschaft ist Thomas Prager, als Jugendlicher nach Holland ausgewandert, wo er beim SC Heerenveen die niederländische Fussballschule kennenlernte. Letztes Jahr hatte er nach seinem Wechsel zum LASK in der Rückrunde noch Anlaufschwierigkeiten und wurde bereits als Fehleinkauf und weiteres vergeudetes österreichisches Talent angesehen. Er wurde als Sechser aufgezogen und von Matthias Hamann in die Rolle des Mittelfeldregisseurs gedrängt. Im Nachhinein betrachtet ein perfektes Auge des deutschen Trainers.

Ähnlich erging es auch Roman Wallner. Als eines der grössten Talente wurde er anfangs des Jahrtausends gefeiert, doch seine Vorliebe dem Alkohol und der Nachtschwärmertrieb konnte mit dem Fussball nicht in Einklang gebracht werden - die Sünden siegten und Wallner landete im Nirwana zwischen Griechenland und Schottland. Auch er kam letzten Winter unter Interims-Trainer Hans Krankl zum LASK.

Zwei, die bereits die Tiefen eines Fussballer-Lebens kennenlernten haben sich getroffen und erleben ihren nächsten Frühling. Wallner und Prager sind das kongeniale Duo mit bereits 16 Treffern. Prager in neuer Rolle als Regisseur und Wallner als Spitze - wiewohl er sich häufig fallen lässt, glänzen durch perfekt einstudierte Laufwege, fast blindes Verständnis und ein hohes Maß an Technik in hohem Tempo. Eine Geschwindigkeit, bei welcher Christian Mayrleb in seinem gesetzten Alter auf der Strecke bleibt, weshalb er in meinen Augen einen Schwachpunkt darstellt. Wenn Wallner und Prager einen Konter fahren, kann Mayrleb nicht mehr mithalten. Ein zweiter antrittsschneller Stürmer könnte hier für mehr Variabilität sorgen.

Das Triumvirat vervollständigt somit nicht Mayrleb, sondern Justice Majavbi, der als Sechser Prager völlig den Rücken freihält und ihn somit von Defensivaufgaben befreit. Während die Aussenpositionen beim LASK (gestern Saurer und Metz) so gut wie nicht zum Zug kommen, läuft jeder Angriff über die Achse Majavbi - Prager - Wallner.

Es ist ein gefährliches Spiel - ausrechenbar für den Gegner - welches solange funktioniert, dass alle Drei fit bleiben. Wiewohl mit Panis, Weissenberger und Salmutter drei gute Spieler als Ersatz parat stehen, haben sie diese Klasse, die Prager/Wallner derzeit liefern, noch nicht unter Beweis gestellt.

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