Mittwoch, 6. Januar 2010

Der Bundesliga-TV-Vertrag: eine österreichische Komödie

Um in der fussballlosen Zeit rund um Weihnachten und Neujahr nicht ins Vergessen zu geraten, hat die österreichische Bundesliga unter kräftiger Unterstützung ihrer Vereine eine Medienkampagne gestartet, die sogar die Erfolgsstorys unserer beliebten Skifahrer und Springer phasenweise in den Hintergrund rückte: der neue TV-Vertrag.

Worum geht es bei dieser typisch österreichischen Posse?

Der aktuelle TV-Vertrag mit dem Pay-TV-Sender Sky und dem ORF läuft mit Ende der Frühjahrssaison aus. Die Bundesliga in Person von Präsident Martin Pucher bzw. dessem Nachfolger Hans Rinner sowie Geschäftsführer Georg Pangl bekam von den 20 Profi-Vereinen der Bundes- und Ersten Liga den Auftrag zu Vertragsverhandlungen mit den TV-Stationen. Das Mandat endet mit 15. Jänner (danach könnten die Vereine für sich selbst verhandeln).

Nunmehr hat die Bundesliga einen Vertrag mit Sky ausgehandelt der wie folgt aussieht:

Vertragsdauer: 5 Jahre
Einnahmen: 9 Millionen Euro jährlich
Inhalt: Exlusivberichterstattung der Live-Spiele am Freitag, 20:30 Uhr, Samstag (2x 18 Uhr + 1x 20:30 Uhr sowie von 24 Sonntags-Spielen.

Ans Free TV gehen gemäß diesem Vertrag weitere 12 Sonntags-Spiele (statt bisher 36). Weiters soll es erstmalig eine Samstag-Abend-Fussballshow um 22:30 Uhr geben. Damit erhofft sich die Bundesliga weitere Einnahmen von 6 Millionen EUR jährlich.

Somit kommen im Vergleich zum laufenden Vertrag rund 1 Mio. EUR jährlich mehr in den Topf. Dies freut 18 von 20 Bundesliga-Vereinen.

Keinen Spaß daran hat der Linzer ASK und Rekordmeister Rapid Wien. Und damit geht die Komödie in den ersten Akt.

Rapid-Präsident Rudolf Edlinger stört die Verringerung der Free-TV-Präsenz. Der Verein, der rund 1 Million Sympathisanten in Österreich hat, fürchtet um die Fans und Sponsorenpräsenz in der Öffentlichkeit - zumindest nach aussen hin. In Wahrheit geht es aber wie immer nur ums liebe Geld.

Rapid möchte sich selbst vermarkten. Derzeit werden die TV-Gelder gleichmäßig auf alle Bundesliga-Vereine verteilt. Unabhängig vom Tabellenplatz, der Anzahl der Live-Spiele oder der Beliebtheit. Zusätzlich wandert ein nicht unrelevanter Anteil der Gelder in den sogenannten "Österreicher-Topf". Aus diesem erhalten die Vereine Zuwendungen je nach Anzahl der eingesetzten Spieler mit österreichischem Pass. Somit erhielt (zumindest nach den Angaben Edlingers) im letzten Jahr der Tabellen-Letzte Kärnten mehr TV-Gelder als Rapid Wien. Und dies ist dem Präsi ein Dorn im Auge.

Mit der Selbstvermarktung erhofft er sich deutliche Mehreinnahmen für Rapid und will seinen monopolistischen Freunden vom ORF damit ein Geschenk erteilen. Denn das im diesem Falle die Rechte an den öffentlich/rechtlichen Sender gehen, ist ein offenes Geheimnis. Denn nur beim Cross-Promotion des ORF mit den TV- und Radio-Stationen kann er seine "Alleinherrschaft" im österreichischen Fussball verwirklichen. Dass dadurch die Rechte von zumindest sechs von zehn Bundesliga-Vereinen weniger wert wären, die sportliche Diskrepanz grösser und der Gang zum Insolvenzrichter kürzer würde, ist dem ehemaligen Finanzminister doch gleich.

Und somit fährt Edlinger nunmehr eine Breitseite gegen die Bundesliga. Der Vertrag soll rechtlich angefochten werden, da es keine Ausschreibung gab. Zugegebenermassen erfolgte für die Pay-TV-Rechte keine Ausschreibung, mangels Konkurrenz am Pay-Sektor wäre der Outcome aber auch mit Ausschreibung nicht anders gelaufen.

Für die Free-TV-Rechte erfolgt die Ausschreibung erst. Hier sind derzeit der ORF, diverse private Anstalten (vor allem ATV und Sat1-Austria) und der Mateschitz-Red-Bull-Sender Servus TV im Gespräch.

Eine Rechtevergabe an den Red-Bull-Sender wäre wohl der nächste Affront gegen die Grün-Weißen, und das Mateschitz die fünf Millionen aus der Portokasse übernehmen könnte, steht fest.

Auf der anderen Seite des Rings steht die Bundesliga. Ihnen ist der ORF ein Dorn im Auge, da dieser die Bundesliga ob des eingeschränkten Rechtepakets nur lieblos präsentiert und schon mal zugunsten der Skispringer einfach mal später in ein laufendes Spiel einsteigt oder manche Spiele nur auf den Spartenkanal ORF Sport+ legt. Und natürlich muss es der Bundesliga ein Anliegen sein, dass alle Vereine solidarisch am TV-Topf hängen um die finanzielle Struktur nicht aus den Angeln zu heben und einen fairen Wettbewerb ermöglichen zu können.

Somit sind die Fronten verhärtet. Die Drohungen gehen derzeit von a) Aussperren der TV-Anstalten aus dem Hanappi-Stadion bei Heimspielen auf Seiten Rapids bis zu b) Rapid-Spiele generell auf Sonntag, 10 Uhr vormittags anzusetzen im Falle einer Direktvermarktung.

Der Vertrag soll am 14. Januar verabschiedet werden um das Mandat (welches wie gesagt bis 15. läuft) einhalten zu können und Rapid somit einen Alleingang zu verwehren.

Man darf gespannt sein, welche Geschütze von den Parteien in den nächsten 10 Tagen noch aufgefahren werden. Die Verlierer dieser Posse sind wieder mal wir Österreicher, die sich mit einem derartigen Kindergarten ausserhalb der Grenzen lächerlich machen.