Dienstag, 22. Juni 2010

Umzug

Ich bin mit meinem Blog umgezogen und nunmehr unter http://wuchtelrund.wordpress.com zu finden.

Würd mich über einen Besuch freuen.

Austhromas

Mittwoch, 6. Januar 2010

Der Bundesliga-TV-Vertrag: eine österreichische Komödie

Um in der fussballlosen Zeit rund um Weihnachten und Neujahr nicht ins Vergessen zu geraten, hat die österreichische Bundesliga unter kräftiger Unterstützung ihrer Vereine eine Medienkampagne gestartet, die sogar die Erfolgsstorys unserer beliebten Skifahrer und Springer phasenweise in den Hintergrund rückte: der neue TV-Vertrag.

Worum geht es bei dieser typisch österreichischen Posse?

Der aktuelle TV-Vertrag mit dem Pay-TV-Sender Sky und dem ORF läuft mit Ende der Frühjahrssaison aus. Die Bundesliga in Person von Präsident Martin Pucher bzw. dessem Nachfolger Hans Rinner sowie Geschäftsführer Georg Pangl bekam von den 20 Profi-Vereinen der Bundes- und Ersten Liga den Auftrag zu Vertragsverhandlungen mit den TV-Stationen. Das Mandat endet mit 15. Jänner (danach könnten die Vereine für sich selbst verhandeln).

Nunmehr hat die Bundesliga einen Vertrag mit Sky ausgehandelt der wie folgt aussieht:

Vertragsdauer: 5 Jahre
Einnahmen: 9 Millionen Euro jährlich
Inhalt: Exlusivberichterstattung der Live-Spiele am Freitag, 20:30 Uhr, Samstag (2x 18 Uhr + 1x 20:30 Uhr sowie von 24 Sonntags-Spielen.

Ans Free TV gehen gemäß diesem Vertrag weitere 12 Sonntags-Spiele (statt bisher 36). Weiters soll es erstmalig eine Samstag-Abend-Fussballshow um 22:30 Uhr geben. Damit erhofft sich die Bundesliga weitere Einnahmen von 6 Millionen EUR jährlich.

Somit kommen im Vergleich zum laufenden Vertrag rund 1 Mio. EUR jährlich mehr in den Topf. Dies freut 18 von 20 Bundesliga-Vereinen.

Keinen Spaß daran hat der Linzer ASK und Rekordmeister Rapid Wien. Und damit geht die Komödie in den ersten Akt.

Rapid-Präsident Rudolf Edlinger stört die Verringerung der Free-TV-Präsenz. Der Verein, der rund 1 Million Sympathisanten in Österreich hat, fürchtet um die Fans und Sponsorenpräsenz in der Öffentlichkeit - zumindest nach aussen hin. In Wahrheit geht es aber wie immer nur ums liebe Geld.

Rapid möchte sich selbst vermarkten. Derzeit werden die TV-Gelder gleichmäßig auf alle Bundesliga-Vereine verteilt. Unabhängig vom Tabellenplatz, der Anzahl der Live-Spiele oder der Beliebtheit. Zusätzlich wandert ein nicht unrelevanter Anteil der Gelder in den sogenannten "Österreicher-Topf". Aus diesem erhalten die Vereine Zuwendungen je nach Anzahl der eingesetzten Spieler mit österreichischem Pass. Somit erhielt (zumindest nach den Angaben Edlingers) im letzten Jahr der Tabellen-Letzte Kärnten mehr TV-Gelder als Rapid Wien. Und dies ist dem Präsi ein Dorn im Auge.

Mit der Selbstvermarktung erhofft er sich deutliche Mehreinnahmen für Rapid und will seinen monopolistischen Freunden vom ORF damit ein Geschenk erteilen. Denn das im diesem Falle die Rechte an den öffentlich/rechtlichen Sender gehen, ist ein offenes Geheimnis. Denn nur beim Cross-Promotion des ORF mit den TV- und Radio-Stationen kann er seine "Alleinherrschaft" im österreichischen Fussball verwirklichen. Dass dadurch die Rechte von zumindest sechs von zehn Bundesliga-Vereinen weniger wert wären, die sportliche Diskrepanz grösser und der Gang zum Insolvenzrichter kürzer würde, ist dem ehemaligen Finanzminister doch gleich.

Und somit fährt Edlinger nunmehr eine Breitseite gegen die Bundesliga. Der Vertrag soll rechtlich angefochten werden, da es keine Ausschreibung gab. Zugegebenermassen erfolgte für die Pay-TV-Rechte keine Ausschreibung, mangels Konkurrenz am Pay-Sektor wäre der Outcome aber auch mit Ausschreibung nicht anders gelaufen.

Für die Free-TV-Rechte erfolgt die Ausschreibung erst. Hier sind derzeit der ORF, diverse private Anstalten (vor allem ATV und Sat1-Austria) und der Mateschitz-Red-Bull-Sender Servus TV im Gespräch.

Eine Rechtevergabe an den Red-Bull-Sender wäre wohl der nächste Affront gegen die Grün-Weißen, und das Mateschitz die fünf Millionen aus der Portokasse übernehmen könnte, steht fest.

Auf der anderen Seite des Rings steht die Bundesliga. Ihnen ist der ORF ein Dorn im Auge, da dieser die Bundesliga ob des eingeschränkten Rechtepakets nur lieblos präsentiert und schon mal zugunsten der Skispringer einfach mal später in ein laufendes Spiel einsteigt oder manche Spiele nur auf den Spartenkanal ORF Sport+ legt. Und natürlich muss es der Bundesliga ein Anliegen sein, dass alle Vereine solidarisch am TV-Topf hängen um die finanzielle Struktur nicht aus den Angeln zu heben und einen fairen Wettbewerb ermöglichen zu können.

Somit sind die Fronten verhärtet. Die Drohungen gehen derzeit von a) Aussperren der TV-Anstalten aus dem Hanappi-Stadion bei Heimspielen auf Seiten Rapids bis zu b) Rapid-Spiele generell auf Sonntag, 10 Uhr vormittags anzusetzen im Falle einer Direktvermarktung.

Der Vertrag soll am 14. Januar verabschiedet werden um das Mandat (welches wie gesagt bis 15. läuft) einhalten zu können und Rapid somit einen Alleingang zu verwehren.

Man darf gespannt sein, welche Geschütze von den Parteien in den nächsten 10 Tagen noch aufgefahren werden. Die Verlierer dieser Posse sind wieder mal wir Österreicher, die sich mit einem derartigen Kindergarten ausserhalb der Grenzen lächerlich machen.

Dienstag, 8. Dezember 2009

Peter Furioso

Long time no see. Zeit und Motivation sind Werte, die in einem Rollercoaster stecken. Aber wer kennt das nicht.

Heute führt mich ein aktuelles, aber bereits "legendäres" Interview auf den Plan. Der nächste Akt in der unendlichen Geschichte Peter Pacult vs. Sky.

Der Rapid -Trainer ist in Medienkreisen als unberechenbarer Grantler bekannt. Geprägt von Happel und Lorant ist er nicht unbedingt ein Freund der Journalisten. So hatte er sich bereits letzte Saison nach dem Ausscheiden in der CL-Quali gegen Famagusta mit Sky-Moderator Martin Konrad on air angelegt und die Berichterstattung über die (Vorsicht: Ironie) "Europacuphelden" in seinem Floridsdorfer Wortschatz kritisiert.

Und auch an diesem Wochenende hat er sich einiges vorgenommen. Hintergrund: Pacult hat auf eine Frage zur Wertigkeit der Herbstmeisterschaft vor zwei Wochen sinngemäß geantwortet, diese sei für ihn ohne jegliches Interesse.

Nur wurden die Grün-Weissen am Samstag mit einem 3:1-Sieg gegen Kapfenberg tatsächlich Herbstmeister und Field-Reporter Matthias Folkmann fragte bei Rapid-Verteidiger Markus Katzer nach, wie egal Trainer Pacult der Titel wäre. Dies hat Pacult in den Katakomben mitverfolgt und daraufhin seinen Auftritt inszeniert.

Bereits vor dem Interview hat er Folkmann gesagt: "Jetzt kannst Di anhalten" und legte nach der Schalte ins Stadion mit einem zweiminütigen Monolog los, der mangels Wortpause unerwidert blieb. Selbst auf den kurzen Hinweis, Pacult habe dies vor zwei Wochen selbst gesagt, meinte er frei nach Konrad Adenauer: "Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern."

Pacult holte aus seinem tiefen Wortschaft Beleidigungen unter der Gürtellinie hervor und liess Ausdrücke wie Idioten und Kasperl fallen.

Aus meiner Sicht ist der Vorfall zu verurteilen. Pacult hat sich als Trainer eines Top-Vereins als Repräsentationsfigur und Vorbild zu geben. Welches Vorbild gibt er ab, wenn er on air Vorwürfe unter der Gürtellinie rausbläst und nicht konsensfähig ist bzw. dies auch nicht backstage klären kann. Zugegebenermassen sind nicht alle Fragen der Journalisten qualitativ gehaltvoll. Dennoch machen auch diese nur einen Job - und Sky macht in Österreich journalistisch den besten Job von allen Medien.

Ich finde es schade, dass diese zwei Minuten in Österreichs Pressewelt mehr oder minder nicht behandelt wurden. Man sollte einem Peter Pacult klarmachen, dass das Problem nicht die Journalisten sind, die mit allen 19 anderen Profi-Trainern in Österreich gut auskommen.

Freitag, 30. Oktober 2009

tipp3-Bundesliga: Drittelanalyse

13 Runden sind nun in Österreichs höchster Spielklasse absolviert. Fast schon zu spät für eine Analyse des ersten Saisondrittels. Weil die Zeit jedoch die Tugend hat, zu vergehen, ohne dass man es bemerkt, mache ich nun meine Drittel+1-Analyse.

Titelkampf

Es ist keine grosse Überraschung, dass sich die vier Europacup-Vertreter Salzburg, Sturm, Rapid und Austria vorne abgesetzt haben. Bei Salzburg und Rapid (trotz der Abgänge Hoffer & Maierhofer) war davon auszugehen, dass sie oben mitspielen. Die Austria war aufgrund der unzähligen Zugänge im Sommer ein leichtes Fragezeichen, die (zwar nicht immer spielerisch) positiv überraschten. Noch mehr überrascht Sturm Graz, jedoch spielen die bereits seit längerer Zeit am oberen Limit und ist ein Absturz oder eine Formkrise im Laufe dieser Saison (wie fast schon traditionell üblich) zu befürchten.

Ein Problem, dass im Land der Raunzer üblicherweise schnell angesprochen wird, jedoch heuer aufgrund der Euphorie verbal beerdigt wurde, ist die Doppelbelastung. Vor allem bei Sturm Graz, aber auch bei den anderen drei Teams ist der Kraftverschleiss zu erkennen. Die Younsters Beichler und Jantscher spielen (trotz ihrer laufenden Tore) nicht mehr auf dem Niveau wie noch zu Beginn der Saison oder zu Ende der letzten Spielzeit. Sie wirken überspielt und bräuchten dringend mal 1-2 Spiele Pause. Ein ähnliches Bild ist bei Rapid zu sehen, wo Pehlivan und Drazan nicht mehr an die Leistungen vom ersten Saisonviertel anknüpfen können. Die Niederlage in Tel Aviv war ein zusätzlicher Motivationsdämpfer.

Von Red Bull Salzburg ist man das lustlose Gespiele wie in den letzten beiden Spielen ja gewöhnt. Hier hat man den Anschein, dass auf das Tagesgeschäft Bundesliga kein Wert gelegt wird und die Konzentration der Spieler lediglich beim Europa-Cup liegt - ein gefährliches Unterfangen.

Meine subjektive Prognose für den weiteren Verlauf: Salzburg und Rapid kämpfen um den Meistertitel. Sollte Rapid nicht im Europacup überwintern können, werden sie die besseren Karten aufgrund der weggefallenen Doppelbelastung haben. Die Wiener Austria ist der Joker in diesem Kartenspiel. Wie ein Überraschungsei weiß man nicht, was drinnen steckt. Sturm sehe ich nur im Kampf um einen Europacup-Platz - für ganz vorne fehlt die Qualität auf der Bank.

Niemandsland

Dieser Bereich wird kurz abgedeckt, da hier keine grossen Überraschungen aufscheinen und auch keine Sprünge nach oben oder unten zu erwarten sind. Im gesicherten Niemandsland (man könnte auch Oberösterreich sagen) werden auch heuer wieder Ried und der LASK sein.

Abstiegskampf

Mattersburg? Abstieg? Hallo? Ja! So gut Mattersburg in die Saison gestartet ist und so gut auch ihr derzeitiger Tabellenplatz auch ist. Für mich zählt der SVM weiterhin zum Kreis der abstiegsgefährdeten Mannschaften. Der Trumpf zu Saisonbeginn war die Flügelzange Atan und Spuller. Ronald Spuller, 28jähriger Spätstarter, den ich zu Landesligazeiten noch persönlich kennengelernt habe, erweist sich als Nachfolger von Christian Fuchs - wenn auch nicht auf dessem Niveau. In den letzten Spielen wartete auf ihn jedoch die Bank und Mattersburg verlor. Sollte in dieser Flügelzange nicht Kontinuität einkehren, kann es für die Burgenländer rasch nach unten gehen. Der Rest des Kaders ist Bundesligadurschschnitt und ein Michael Mörz Lichtjahre von seinen Leistungen zu Kühbauer-Zeiten entfernt.

Ein weiteres Sorgenkind aus meiner Region ist der neue Magna Wiener Neustadt. Ein Verein, der wie eine Retorte riecht, spielt und daher wohl einfach eine ist. Bei allem Bemühen findet der SC Magna in Wiener Neustadt keine Akzeptanz. Der Kader ist ein Haufen Anonymer ohne richtige Typen, ohne Identifikationsfiguren, die dem Verein in der Region weiterhelfen könnten. Was man in Neustadt jedoch noch nicht gecheckt hat: der Verein braucht eine Fanbasis, die im Abstiegskampf hinter der Mannschaft stehen, einer jungen Truppe, die das Selbstvertrauen so schnell verliert wie Britney ihren String. Die Neustädter Fans aber, bei allen Erinnerungen in denen sie von den damaligen Staatsliga, 2. Divison und Regionalliga-Zeiten träumen, brauchen Identifikationsfiguren aus der Region - einen Anhaltspunkt. Z.b. einen Christian Fuchs oder Cem Atan, die beide noch beim "alten" SC Wiener Neustadt ausgebildet wurden. Hierfür fehlt kurzfristig jegliches Interesse des Vereins, aktiv zu werden.

Ganz unten stehen dann Kapfenberg und Kärnten. Bei beiden hat man es erwarten müssen. Kapfenberg spielte bereits letztes Jahr über ihrem Limit. Trotz Fukal und Heinz werden sie auch heuer keine Primgeiger mehr werden. Bei Kärnten sehe ich nach aktueller Lage schwarz. Die Mannschaft ist zu jung und überfordert, sie haben keine Arrivierten, die einen Abstiegskampf kennen. Dazu die ewigen Gerüchte betreffend Auflösung, dem Vertrauensentzug der Stadt usw. Wiewohl ich Frenkie Schinkels für einen der besten Trainer in Österreich halte, hat er mit diesem Kader wenige Chancen auf den Klassenerhalt. Somit wäre nur eine Auffrischung im Winter mit neuen Spielern möglich, doch wo kein Geld, da keine Spieler. Wenn Kärnten nicht bereits im Laufe der Saison der Saft ausgeht, befürchte ich spätestens im Sommer den Exodus.

Mittwoch, 21. Oktober 2009

TV-Skandal um Rapid !

Meine "Lieblings-Zeitung" in Österreich mit dem gleichnamigen Titel hat sich wieder einmal ausgezeichnet. Obiger Betreff wurde getitelt - und es geht darum, dass das Drittrunden-Spiel der Europa-League von Rapid bei Tel Aviv nicht im Free TV live übertragen wird. Das ist ein Skandal, ähnlich wie die Nichtübertragung von Faröer gg. Österreich mangels dem Equipment oder . . . (mir fällt ja gar nichts vergleichbares ein).

Das Blatt - es ist eigentlich eine Verhöhung für alle anderen Printmedien, dieses komische Etwas auf eine Stufe mit denen zu heben - schreit laut auf, wo es eigentlich nichts zu schreien gibt !

1) Kann ich mich nicht erinnern, dass in den ersten beiden Runden jeweils eine Schlagzeile "TV-Skandal um Austria, Sturm oder Salzburg", geschweige denn nur eine Silbe darüber geschrieben wurde. Womit sich dieses Etwas als klares grün-weißes Volksblatt outet und sich somit der Befangenheit erklärt und der Lächerlichkeit preisgibt.

2) Ist seit gefühlten 3 Lichtjahren klar, dass in Österreich im Free-TV pro Spieltag nur ein Spiel gezeigt wird und bei vier vertretbaren Teams die Möglichkeit besteht, dass ausnahmsweise mal ein attraktiveres Match als Rapid gg. Tel Aviv den Vorzug bekommt. Den Skandal begründet "Österreich" damit, dass der Rechteinhaber Pro7Sat1-AG ja versprochen hat, pro Spieltag ein Spiel zu übertragen und dieses Mal Austria Wien gg. Bremen übertragen wird. Wo ist jetzt der Skandal? Ist Austria nicht mehr Österreich? Sind die Veilchen etwa nach Australien übersiedelt und beschänden unser Heimatland, indem sie uns verenglischt haben?

3) Was sollen sich denn Sturm und Salzburg denken, die ob der Wien-Lastigkeit in Österreichs TV- und Printmedien vermutlich während der gesamten sechs Spieltage keine einzige Übertragung zugestanden bekommen werden?

Ich würde mich freuen, wenn ich mich irre, wette aber darauf, dass am 4. Spieltag erneut das Rückspiel von Austria gg. Bremen - ob der Einfachheit der Übertragung bei Sat1 Deutschland und Österreich - und an den beiden letzten Spieltagen wieder Grün-Weiß gg. Celtic und Hamburg gezeigt wird.

Bei solchen Artikeln weiß ich leider nicht mehr, ob ich lachen oder weinen soll. Österreich hat kein grosses Spektrum an Printmedien und wenn dann 1/3 den Intellekt einer Eintagsfliege an den Tag legen, dann ist es nur noch traurig. So wie Michael Moore sagen würde: "Shame on You, Österreich". Zum Einen an die Adresse des Einwohner, die doch tatsächlich so ein Etwas lesen und zum Anderen an das Etwas, das die Frechheit besitzt, uns noch mehr zu verblöden (wobei wir da ja wieder selbst dran Schuld sind)

Montag, 19. Oktober 2009

tipp 3-Bundesliga #11: Sturm Graz - Rapid Wien

Am Sonntag gab es Teil 2 des grossen Aufeinandertreffens der Top 4 unserer Bundesliga. Rapid Wien gastierte in Graz bei Sturm. Wie beim Samstags-Schlager war die Ausgangslage ähnlich: der Gast galt als grosser Favorit, war Rapid ja vor allem durch die Erfolge in der Europa League auf Wolke 7, während Sturm nach der Niederlage zu Hause gegen Bukarest auch gegen Kapfenberg nur ein 0:0 im heimischen Stadion erreichte.

Rapid nahm auch im direkten Aufeinandertreffen sofort das Heft in die Hand, liess jedoch die Effizienz vermissen, mit welcher sie Hamburg aus dem Stadion schossen und in Glasgow einen Punkt holten. Vor allem Jelavic schien die Teameinberufung nicht gut getan zu haben und blieb er diesmal trotz guter Möglichkeiten torlos.

Sturm verpennte die erste Halbzeit so ziemlich komplett. Hier stach die kreative Mittelfeldachse Jantscher - Hölzl - Beichler hervor, die überspielt wirkten und von der Unbekümmertheit der letzten Monate einiges eingebüßt haben. Erst nach der Pause kamen die Grazer besser ins Spiel und holten mit dem einzigen schönen Spielzug auch die drei Punkte.

Beide Teams haben mit Blick auf die Europa League Fragezeichen hinterlassen. Rapid hat mit Tel Aviv einen ähnlich unguten Gegner wie Salzburg. Die Israelis werden von unserer Öffentlichkeit natürlich unterschätzt, Rapid ist der grosse Favorit. Somit kann Rapid fast nur verlieren - es wird an Peter Pacult liegen, seiner Mannschaft eine gewisse typisch österreichische Überheblichkeit bei so einem Spiel auszutreiben.

Sturm dagegen hat mit Panathainakos Athen einen Gegner, der die letzten beiden Jahre Champions League spielte. Es ist jedoch für Sturm gleichzeitig die letzte Chance, mit einem Sieg die Aufstiegs-Hoffnungen zu wahren. Somit eine Parallele zur Wiener Austria. Ich sehe aber für die Grazer ohne eine grosse Leistungssteigerung keine Chance gegen abgewichste Griechen.

Samstag, 17. Oktober 2009

tipp 3 Bundesliga #11: Austria Wien - Red Bull Salzburg

Nach der Länderspielpause können sich im heimischen Spielbetrieb die Top 4 unseres Landes gegeneinander in Europa-League-Form spielen. Dabei kam es unter anderem zum Duell der Wiener Austria gegen die ehemalige Salzburger, die ja bekanntlich unter Red Bull firmiert.

Beide Teams könnten nicht unterschiedlicher in den dritten Europa-League-Spieltag gehen, es verbindet sie jedoch auch Gemeinsamkeiten.

Die Wiener Veilchen haben ihren Start mit einem 0:3 in Bilbao und dem 1:1 gegen Funchal ganz einfach verpatzt. Das Heimduell gegen Werder Bremen ist nicht nur eine grosse Herausforderung, sondern auch die letzte Chance, den Funken Hoffnung für den Aufstieg zu wahren.

Die Salzburger starteten grandios mit zwei nicht erwarteten Siegen gegen Lazio Rom und Villareal. Doch der Auftritt gegen Lewski Sofia wird ganz unangenehm. Salzburg befindet sich erstmals in der Favoritenrolle und muss nun mit Leistung beweisen, dass der Auftakt kein hundertjähriges Unikum war.

Neben dem kommenden Gegner hat die Wiener Austria auch noch ganz andere Probleme. Nach Rubin Okotie verletzte sich auch im letzten Spiel gegen Mattersburg auch der zweite Stamm-Stürmer Thomas Jun schwer und fällt bis in das Frühjahr aus. Somit stehen Karl Daxbacher nur noch Momo Diabang und Schuhmacher aus der Abteilung "Attacke" zur Verfügung (diverse Amateurstürmer jetzt ausgenommen). Und auch die Fans bereiten den Violetten Probleme, die ihnen nicht lieb sind. Wie der Kurier heute berichtete, spaltet sich das eigene Fan-Lager aufgrund der letzten Saison ausgesprochenen Hausverbote. Es kommt zu internen Schlägereien auf der Ost-Tribüne, Enthaltung von Anfeuerungen usw. In meinen Augen haben diese "Fans", so sehr sie auch für den Verein mitfiebern, im Stadion keine Daseinsberechtigung und stellen für den Club auch eine Image- und Einnahmenschädigung dar. Denn die Anzahl der Fussballanhänger, die aufgrund derartiger Fans nicht in das Stadion gehen, ist mit ziemlicher Sicherheit weit höher, als die handvoll Idioten, um die es sich dabei dreht.

Nun zum Spiel. Karl Daxbacher setzte gegen die spielstarken Bullen auf ein ebenso starkes Mittelfeld und ließ Diabang als Einzelspitze spielen. Im Mittelfeld begannen von rechts nach links: Klein - Junuzovic - Baumgartlinger - Acimovic - Sulimani. Bei Salzburg gab es keine grossen Veränderungen zu den letzten Spielen.

In der ersten Halbzeit neutralisierten sich beide Teams. Chancen gab es nur wenige, keine Mannschaft konnte sich wirklich in Szene setzen. Der erste grosse Fehler einer Mannschaft wurde entsprechend auch sofort bestraft. Die Salzburg-Defensive schlief bei einem schnell ausgeführten Corner von Acimovic auf Junozovic - der zog direkt ab und brachte den Ball im langen Eck unter.

Wenig später musste Austria-Goalie Safar nach einem Zweikampf am Fünfer mit einer Schulterverletzung vom Platz. Dies hätte ein Dämpfer für die Heimelf werden können - doch nach Seitenwechsel trat das Gegenteil ein.

In der Pause blieben sowohl Janko auf Salzburg-Seite, als auch sein defensiver Gegenpart - Alexander Dragovic - in der Kabine. Mark Janko hätte wohl auch nicht mehr viele Bälle gesehen. Die Veilchen drehten nach der Pause auf und lieferten ein Offensivfeuerwerk ab, wie ich es in dieser Saison noch nicht von der Daxbacher-Elf gesehen habe.

Vor allem im Mittelfeld - und da Baumgartlinger und Junuzovic hervorhebend - zogen das Tempo an und brachten Salzburg mit präzisem Kurzpassspiel mehrmals in Bedrängnis. An der Seite der Jungen drehten nun auch Sulimani und Klein auf den Flanken auf. Diabang liess sich ebenfalls immer wieder zurückfallen und war mehr 6. Mittelfeldspieler als alleiniger Stürmer. Salzburg fand kein Rezept und wurde in der Drangphase dann auch mit einem Elfmeter und Gelb/Rot für Pokrivac nach einem Textilvergehen an Baumgartlinger bestraft.

Doch wie schon Acimovic gegen Funchal war nun Diabang der Elfmeterkiller - warum Junuzovic nicht schoss?

Die Bullen hatten dem wenig entgegenzusetzen. Leitgeb war noch der auffälligste Salzburger, doch meistens waren die Gäste im Zweikampf einen Schritt zu spät und der Spielaufbau zu langsam.

Was heisst das für den internationalen Auftritt?

Die Wiener haben mir heute sehr gut gefallen. Doch brauchen sie gegen Bremen 90 Minuten das Herz und den Einsatz, den sie in der zweiten Halbzeit gezeigt haben. Die Aufstellung der Veilchen passt meines Erachtens gut zur Spielphilosphie. Durch das kreative Übergewicht im Mittelfeld können sie das Spiel sowohl in der Mitte als auch über Aussen sehr schnell machen und sind weitaus flexibler als noch vor wenigen Wochen.

Salzburg hat sein übliches Auswärts-Gesicht gezeigt. Konnten sie in den ersten 45 Minuten die Partie noch offen gestalten, hatten sie nach dem Wechsel nicht mehr die Möglichkeiten. Das Spiel gegen Sofia wird wohl ein Geduldsspiel mit einer defensiv eingestellten Bulgaren-Truppe. Dann sollte sich vor allem Tchoyi vorher etwas mehr Motivation zum Fußball-Spielen einimpfen.